ja - jörg & antje

Der nicht ganz objektive Hochzeitsbericht der Braut
(mit Anmerkungen des Bräutigams)

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Ich hatte ja erwartet, dass ich schlecht schlafen würde vor der Hochzeit. Leider wurden meine Erwartungen noch übertroffen und ich hab die ganze Nacht kein Auge zu gemacht! Mein Herz hat so laut geschlagen und mein Puls raste so vor Aufregung, dass an Schlafen nicht zu denken war (Ich habe auch gegen Morgen mal den Puls gezählt - nur so interessehalber - 110 Ruhepuls ist schon nicht schlecht, oder?). Aber: Warum auch schlafen, wenn man am nächsten Tag von 6:30Uhr bis 2:00Uhr nachts auf den Beinen sein wird. Also habe ich mich 10 Minuten vor dem Weckerklingeln aus dem Bett erhoben, ganz vorsichtig, um meinen doch schon recht gereizten Magen nicht zu irgendwelchen vorschnellen Reaktionen zu animieren....

Schnell duschen, anziehen und frühstücken. Während ich mein Brötchen anstarrte und überlegte, ob es wohl wirklich den Weg in meinen Magen finden wird, kam auch schon die Friseurin. Während der nächsten 2 Stunden wuselte sie um mich herum, lenkte mich erfolgreich von meiner Aufregung ab und nötigte mich mein Frühstück zu essen. Auf die Frage, ob mir die Frisur und das Make-up gefällt, konnte ich nicht antworten, da meine Schwester, meine Schwägerin und meine Trauzeugin nacheinander reinschneiten und alle meinten: toll, süß, super...

Nach diversen Wartezeiten (ich durfte nicht wieder in unser gemeinsames Hotelzimmer zurück, weil mein Göttergatte noch nicht weg war) stand ich fertig angekleidet allein im Hotelzimmer und dachte: Und nun? Schnell das Handy bemüht und meine Schwägerin (Unsere Zeremonienmeisterin Uta, die an dem Tag die Fäden in der Hand hielt.) angerufen. Sie: "Nein, dein Bräutigam holt grad die Blumen, aber danach muss er sich noch fertig ankleiden." Man muss dazu wissen, dass wir um diese Zeit bereits zum Standesamt abfahren wollten.

Schließlich kam dann doch der Moment des Aufeinandertreffens: Die Gäste standen im Halbkreis im Hof vor dem Hotel, mein Bräutigam in der Mitte. Als ich aus dem Hotel schritt, machten alle "Aaaah" und "Ooooh" und als ich vor Jörg stand, gab es Applaus. Ich hab ihm gesagt, dass er schick aussieht und er überreichte mir den Brautstrauß, der ein absoluter Traum war (Genau wie ich ihn haben wollte!). Dann drehte sich mein Bräutigam um, meinte er müsse noch mal aufs Zimmer und rannte weg. Das gab natürlich erstmal Gelächter. (Erklärung: Er hatte ausgerechnet am Hochzeitstag wieder Heuschnupfen und ein Auge war plötzlich rot geschwollen und er brauchte seine Augentropfen.) Nach dieser ungewollt komischen Situation nutzte ich die Zeit, um die Gäste zu begrüßen. Noch bevor ich allen "Hallo" sagen konnte ging es auch schon los.


Im Auto-Korso fuhren wir zum Barockgarten Großsedlitz und wurden dort schon von weiteren Verwandten und Freunden am Parkplatz begrüßt. Wir schlenderten gemeinsam durch den Park zum Standesamt und dort standen wieder Gäste und erwarteten uns freudestrahlend. Nach den Formalitäten fand ich mich plötzlich, neben meinem Bräutigam sitzend, mitten in der Trauzeremonie und dachte: Es geht schon los? So plötzlich!

Der Inhalt der Rede war sehr schön, nur leider hat die Standesbeamte eine derart monotone Betonung an den Tag gelegt, dass ich mir die ersten fünf Minuten echt das Lachen verkneifen musste. Dann kam das Ja-Wort und die Musik von der "Konserve" (wir hatten uns im Vorfeld gegen die Keybord-Spielerin vom Standesamt entschieden) passte wunderbar: "Air" von Bach. Wir haben beide deutlich vernehmbar geantwortet, ohne Heiserkeit oder ähnliches.

Anschließend kündigte die Standesbeamte ein paar persönliche Worte an das Brautpaar an, worüber ich mich schon sehr wunderte, denn sie hatte nie etwas Persönliches von uns erfragt. Was folgte, war dann auch etwas peinlich: Sie hielt eine vermutlich "immer" passende Ansprache, die nun aber bei uns gar nicht passte. Sie endete mit dem Satz: "... und sie als sichtbares Zeichen ihrer Verbindung die Eheringe an der rechten Hand tragen werden." Sehr witzig, da wir die Ringe links tragen... Naja, was soll´s. Das Überstreifen der Ringe war dann eine eher lustige Angelegenheit, da vor Aufregung die Finger doch recht geschwollen waren.

Nach zahlreichen guten Wünschen und Gratulationen sind wir dann mit unseren süßen Blumenmädchen (Welche ohne Absprache passend zu den Blüten an meinem Kleid in rosa gekleidet waren.) die Treppe herunter und durch das Spalier unserer Gäste gelaufen, die uns mit einem Blütenregen überraschten.
Die anschließenden Gruppenfotos und das Paar-Shooting waren eine mittlere Katastrophe, da die Fotografin irgendwie keinen Überblick hatte. Die Sonne brannte und nicht wenige trugen einen Sonnenbrand davon, da sich das Ganze ewig hinzog. An alle, die sich darüber geärgert haben: Auch die Fotografin hat einen knackigen Sonnenbrand bekommen...


Nach dem überlangen Fotoshooting hatten wir Gelegenheit uns noch eine Stunde in unser Hotelzimmer zurückzuziehen, bevor die Feier losging. Ich bin erst mal aus dem Kleid raus zum durchatmen und dann hab ich festgestellt, das ich mit Frisur und Make-up unmöglich schlafen konnte. Also hab ich mich nur bäuchlings aufs Bett gelegt und meine Füße etwas ausgeruht. Diese Pause am Nachmittag war im Nachhinein gesehen wirklich gut (Wir hatten kein Kaffeetrinken geplant und waren nicht sicher, ob man das so machen kann.). Einige unserer Gäste waren nach dem anstrengenden, sonnigen Fotoshooting baden gefahren, andere hatten sich schlafen gelegt und 5 hatten das Pech, den gesamten Nachmittag mit einer Autopanne zu verbringen.


Als wir dann, wieder im Brautsstaat, um halb sechs in den Hof kamen, erwarteten uns unsere Gäste bereits. Beim Sektempfang (Wie wir im Nachhinein erfuhren: Sponsored by Omi Waltraud, Oma und Opa. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Euch Drei!) wurde dann ein wenig gepoltert, alle "bewunderten" meinen Sonnenbrand vom Fotoshooting und wir haben einen - gemeinerweise superdicken - Baumstamm zersägt. Zur Strafe haben wir uns damit auch Zeit gelassen und haben das gute Stück in der "Rekordzeit" von 6 Minuten zerlegt. Der sich äußerst schief entwickelnde Schnitt animierte uns zu der zwischenzeitlichen Überlegung noch einmal von vorn zu beginnen. Mit Rücksicht auf die Hungrigen unter uns haben wir davon abgesehen. ;-)

Anschließend gab es Blumen und Geschenke zu Hauf und dann sind wir alle in den Saal: Runde Tische mit weißer Tischwäsche. Die Blumendeko und Streublumen in creme/ rosa/ bordeaux, wie auch die Tischkarten, Getränkekarten und Einwegkameras. Da die Stühle im Saal und die Gardinen an den hohen Bogenfenstern auch in Rosatönen gehalten sind, sah es aus wie aus einem Guss.

Nun hörten wir uns gemeinsam mit den Gästen die Reden unserer Väter an. Beide Reden waren sehr schön und emotional, aber ich bin ohne Tränchen durch den Tag gekommen. Danach hat mein Mann (wie das klingt ;-) ) sich bei allen bedankt und das Buffet eröffnet. Nun habe ich vom Hotelchef noch Knigge-Unterricht bekommen: Es gab eine servierte Vorspeise und er meinte, solange wir nicht am Buffet waren, würde sich kein anderer trauen. Also hab ich schnellstmöglich meine superleckere Vorspeise verspachtelt und bin zum Buffet, mit meinem Bräutigam im "Schlepp-Tau" (Im wahrsten Sinne des Wortes: Er stand pausenlos auf meiner Schleppe. ;-) ). Leider konnte ich nur ein Hauptgericht probieren, denn dank der engen Corsage, war ich danach bereits zum Platzen satt. Auf jeden Fall war das Buffet nach Aussagen der meisten Gäste extrem lecker. Alles andere hätte mich auch gewundert, schließlich waren wir ja vorher extra Probe-Essen!

Nach dem Essen haben wir dann mit unseren Gästen ein Quiz gemacht. Mit acht Fragen wollten wir herausfinden, welcher Gast uns am besten kennt. Danach der große Auftritt: Der Brautwalzer. Passend zu den Streublümchen auf meinem Kleid haben wir uns den Blumenwalzer ausgesucht. (Anmerkung des Bräutigams: "Ausgesucht" - ich wusste ja nichts von den Blumen am Kleid... ;-) ) Die Musik ist einfach traumhaft. Die Erwartungshaltung war groß, schließlich haben wir jahrelang erfolgreich Turniere getanzt. Naja, was soll ich sagen: Nach einer Runde bin ich gestürzt. Auf dem Videobeweis konnte ich sehen, dass das Ganze äußerst lustig aussah. Wie vorher scherzhafterweise angekündigt, bin ich auf das lange Kleid getreten und weggerutscht wie auf Glatteis. (Anmerkung des Bräutigams: Für die Tanzinteressierten: Damen-Solodrehung beim Wiener Walzer - ich hatte keine Chance, meine Frau festzuhalten. Stürze zu wichtigen Turnieren oder Showauftritten gehören bei uns einfach dazu: Meist lief nach einem Sturz alles viel besser.) Ich saß in einem Haufen von Stoff und hab gelacht und nur mit den Schultern gezuckt. Irgendwann meinte Jörg: "Willst du nicht mal wieder aufstehen?" Ich hab dann erstmal meine Füße aus den Röcken hervorgestrampelt und wieder aufs Parkett gesetzt, um mir aufhelfen zu lassen. Wir haben nur noch eine Runde gedreht und dann unsere Eltern zum Tanz aufgefordert. Nach dem Walzer haben viele gefragt, ob alles in Ordnung ist. Es muss wohl ungeheuer laut geknallt haben, als ich mit meinem Allerwertesten aufs Parkett gefallen bin. Für alle Neugierigen: Ja, es tat noch eine Weile weh und es gab zwei traumhafte blaue Flecken. Aber den Abend über hab ich nichts bemerkt. Erst zur Hochzeitsnacht konnte ich nicht mehr liegen oder sitzen. ;-)


Der Abend verlief lustig mit Gesprächen, Tanzrunden und ganz liebevollen Gästebeiträgen. Unsere Mütter und meine Schwester hatten eine traumhafte Hochzeitszeitung vorbereitet und daraus vorgetragen. Sie haben vor der Hochzeit alle Gäste gebeten, einen Beitrag zu schreiben, irgendeine Geschichte, die sie mit uns erlebt haben. Dadurch ist die Zeitung wirklich einzigartig und voller lustiger und rührender Geschichten über uns.

Dann gab es einen wirklich starken Auftritt: Freunde hatten einen kleinen Spielmannszug gebildet und sind mit Pauke, Trommel, Trompete, Becken, Sonnenblumen und Betonwürfel musizierenderweise in den Saal eingezogen. In dem Würfel war unser Geldgeschenk versteckt und während wir vor dem Hotel den Würfel mit Hammer und Meißel zertrümmerten, standen die Gäste um uns herum und die Band hat die ganze Zeit gespielt. Sogar einen Namen hatte unsere persönliche Big-Band: "The-real-saturday-night-long-island-ice-tea-jörg-und-antje-wedding-polka-players". Ich hab mich so kringelig gelacht. Vor allem als wir später erfuhren, dass die 6 das Ganze am Nachmittag auf dem Acker hinterm Hotel einstudiert haben, da sie aus allen Richtungen Deutschlands zu unserer Party kamen und vorher nicht üben konnten. (Anmerkung des Bräutigams: Der Trompeter ist der einzige Musiker (Trompete und Schlagzeug) - die drei anderen eher Laien. Aber es klang echt gut! ) Für alle Verwirrten: Nein, Sonnenblumen und Betonwürfel machen keine Musik...

Später am Abend haben wir dann das Strumpfband und den Brautstrauß geworfen. Zwei Freundinnen (Jana C. und Antonia) kamen auf mich zugerannt: "Gib ihn mir gleich, gib ihn mir gleich!" Eine von den beiden (Antonia) hat ihn dann auch tatsächlich gefangen! Ihr Freund Claudius dazu: "Wir waren bei so vielen Hochzeiten, irgendwann musste das ja passieren!" (Diese Passage ist uns mündlich überliefert und wir verbürgen uns nicht für den Wahrheitsgehalt.).


Ein weiterer Höhepunkt war die Hochzeitstorte. Meine Schwägerin hat uns die Torte geschenkt. Ich steh nicht so auf Torten aus Buttercreme oder Erdbeerherzen mit Gelee und sie hat genau das richtige getroffen: Eine dreistöckige Herrentorte mit schön schwarzer Schokoglasur mit Röschen und Streuherzen. Die Torte sah bezaubernd aus und hat suuuperlecker geschmeckt. Den Tortenanschnitt hatten wir zum Ärger der Gäste vorher geübt und haben mit verschränkten Händen das Messer geführt. ;-) Zum Abschluss dieses traumhaften Abends hatten seine Eltern und meine Mutter mit ihrem Freund ein Feuerwerk vorbereitet.

Die Feier war toll, obwohl ich es leider nicht geschafft habe, mich mit allen Gästen zu unterhalten (Sie mögen mir das verzeihen!). Man ist ja wie ferngesteuert: "Geh mal dahin, ... lächel mal in die Kamera, ... komm mal mit, ... mach dies ..." usw..
Gegen halb zwei haben wir uns dann von den Gästen verabschiedet und sind auf unser Zimmer gegangen. Die Hotelleitung hatte uns noch einen Sekt aufs Zimmer gestellt, den wir aber erst zu Hause geköpft haben. Am gesamten Tag hatte ich nur Wasser und ein einziges Glas Sekt getrunken. Mir ging es nach durchwachter Nacht, einem Tag in dieser engen Corsage und den hohen Schuhen doch merklich schlecht. Wir sind aus den Klamotten gefallen und haben uns mit der Hochzeitszeitung aufs Bett geworfen, gelesen und herzlich gelacht. Was soll man auch sonst machen in der Hochzeitsnacht? ;-) Nee, wir waren einfach nur fertig und haben geschlafen wie Steine.


Am nächsten Morgen wurden wir nochmals vom Wecker aus dem Schlaf gerissen, da wir im Hotel mit den Gästen noch frühstücken wollten, um uns persönlich zu verabschieden. (Anmerkung des Bräutigams: Fehler - der Wecker war zwar gestellt, aber wir waren trotzdem schon nach 6 Stunden Schlaf ohne Weckerklingeln wieder wach.) Tja, dann hat mich wohl der Bräutigam wachgeklingelt. ;-) Einige Gäste waren schon fort, aber es war noch eine gemütliche Runde und so ist die Feier schön ausgeklungen.

Seit Sonntag Nachmittag sind wir wieder in unseren 4 Wänden und schneiden Blumen an, packen Geschenke aus, lesen Glückwunschkarten und Gästebuch, lümmeln herum und schauen unsere 8 (!) Videos. Leider haben wir immer noch keine Fotos, da uns unsere Gäste Foto-CDs schicken wollen und die Fotografin auch erst morgen die Bilder vorbeibringt. (Anmerkung: Die meisten Bilder sind mittlerweile bei uns eingetrudelt und, wie die meisten wissen, auf der Homepage zu sehen. Ein fertig geschnittenes Hochzeitsvideo ist vermutlich zum 10. Hochzeitstag zu erwarten...)

Für mich war es wirklich ein traumhaft schöner Tag und ich bin soooo glücklich! (Anmerkung des Bräutigams: Ich auch. ;-) )

Die negativen Dinge, wie die komische Traurede und dieses Chaos beim Fotografieren, konnten wir nicht beeinflussen. Daher kann es uns auch keiner vorwerfen. Alle Befürchtungen, die wir vorher bezüglich Spielen hatten, haben sich verstreut - es gab keine Spiele! Und es hat sich gelohnt, so viel Arbeit, Zeit, Nerven und Geld in diesen Tag zu investieren. (Noch eine Anmerkung des Bräutigams: Stimmt, auch wenn meine Frau mich damit zeitweise ganz schön genervt hat. Es war im Nachhinein betrachtet gut so.) Wenn die Fotos nun auch noch toll werden und den Gästen die Hochzeit wenigstens halb so gut gefallen hat, wie mir, dann ist alles perfekt!

die antche (mit zeitweiser Unterstützung vom Jörg)

An die zukünftigen Bräute: Wenn Dich jemand fragt, was Du mit Deinem Brautkleid nach der Hochzeit machst - ich weiß es jetzt: ... Waschen! ;-)

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